Goethe in Ingelheim

Johann Wolfgang von Goethe in Ingelheim

4. und 5. September 1814

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) war schon zu seiner Zeit ein europaweit berühmter Autor. Er gilt als Freund aller Künste, sammelte Grafiken, Gemälde und Skulpturen sowie italienische Majolika und war 25 Jahre lang Direktor des Weimarer Theaters. Er beschäftigte sich mit Philosophie sowie Psychologie und widmete der Naturwissenschaft wie z.B. der Geologie und Botanik viel Zeit. Besonders wichtig war ihm die Farbenlehre, die ihn Jahrzehnte lang faszinierte. Zeit seines Lebens reiste er viel und war ein Genießer guten Essens und des Weins.


Goethe fand den Weg nach Ingelheim anlässlich einer mehrwöchigen Reise in den Rheingau. 


Bei einem Ausflug zum Rochusbergfest in Bingen, hörte er, dass der Ingelheimer rote Wein sehr gut sein solle. Seinen Abstecher nach Nieder-Ingelheim plante er aber wohl vorrangig ein, weil er sich für die Kaiserpfalz Karls des Großen interessierte. Er war dann allerdings enttäuscht über den Zustand der Ruinen wie er in seinem Reisebericht notierte: "Hinter einer Mühle beginnt ein fruchtbareres Gelände, das sich bis Nieder-Ingelheim zieht. Dieser Ort, schon hoch, an einer sanften Anhöhe gelegen, gehört zu dem Distrikt, der sonst des heiligen Römischen Reichs Tal genannt wurde. Carl des Großen Palast fanden wir halb zerstört, zerstückelt, in kleine Besitzungen vertheilt, den Bezirk desselben kann man noch an den hohen, vielleicht spätern Mauern erkennen. "

Und so ergab sich auch sein Besuch in der Nieder-Ingelheimer Post-Herberge. "...Frau Glöckle nennt sich die Postmeisterin, jetzt von Reisenden, besonders Engländern und Engländerinnen, fleißig besucht" beschreibt er das "gut eingerichtete Posthaus" in seinem Reisetagebuch.

Dort probierte er den gelobten Rotwein und blieb bis in den Abend hinein: "Der rothe Ingelheim Wein schmeckte gut, so wie überhaupt diese Tage her nur gute Sorten getrunken wurden."


Am nächsten Tag wollte er in Ober-Ingelheim nicht nur die Burgkirche besichtigen, sondern auch nochmals den guten Rotwein trinken. Und so verlangte er in einer Weinstube  den roten "Eilfer", den er am Vortage in Nieder-Ingelheim in der Post-Station genossen hatte.  Allerdings: Der war schon ausgetrunken, weshalb er sich mit Weißwein begnügte. In einem Brief an seinen Sohn August führt er dazu aus: "Man baute sonst hier nur weißen Wein an, nachher aber, in Nachahmung und Nacheiferung von Aßmannshausen, auch rothen; man rühmte dessen Vorzüge, ob man uns gleich mit keinem roten Eilfer mehr dienen konnte; wir ließen uns daher den weißen genannten Jahres wohl schmecken." 

 Da Goethe also nicht nur den roten, sondern auch den weißen Ingelheimer Wein lobte, sind beide Varianten bei "Johann in der Alten Post" zu haben!


Mehr Details zu Goethes Besuch in Ingelheim liefert der Historische Verein:

www.ingelheimer-geschichte.de/index.php?id=691 

Weitere Persönlichkeiten, die in der ehemaligen Poststation rasteten:


14. Oktober 1789 : Alexander von Humboldt und der befreundete Arzt und Botaniker Steven Jan van Geuns


1804 im September: Ob er hier ausstieg, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass Napoleon Ingelheim durchfuhr, und zwar mit einer Kutsche auf der neuen Straße "Route Charlemagne" von Köln über Koblenz, Bingen und Kreuznach kommend, auf dem Weg nach Mainz.

1818: Auf dem Weg zum Aachener Kongress: Der österreichische Kaiser
Franz I, der russische Zar Alexander I., seine Mutter, die verwitwete Zarin Maria Fjodorowna - auf dem Rückweg auch der preußische König Friedrich Wilhelm III.


Share by: